Corona hält die ganze Welt in Atem. Die entwickelten Impfstoffe gelten als Hoffnungsträger, doch viele Länder beklagen sich über Lieferengpässe und ein viel zu langsames Impfgeschehen. Nun ist die Debatte entfacht, ob Pharmaunternehmen ihre Patente freigeben sollen, damit andere Unternehmen die Impfstoffe ebenfalls produzieren können. Wir berichten über die Argumente von Befürwortern und Gegnern.
Internationale Standards zum Schutz geistigen Eigentums sichern Patentinhabern umfassende Rechte für bis zu 20 Jahre zu. Wenn in diesem Fall das jeweilige Pharmaunternehmen Basistechnologien für die Impfstoffproduktion durch ein Patent geschützt hat, darf prinzipiell kein anderes Unternehmen das bestehende Patent verletzen – und somit diese Technologien nicht anwenden, um den Impfstoff zu produzieren. Der Patentinhaber kann allerdings Lizenzen vergeben und somit die Nutzung seines geistigen Eigentums für Dritte gegen Lizenzgebühren freigeben.
Achtung: Auf Covid-19-Impfstoffe als Gesamtpaket existieren noch keine Patente. Bis ein Patent final erteilt ist, vergehen nämlich einige Jahre. Bei der Impfstoffentwicklung/-produktion müssen aber oft auch gewisse Basistechnologien eingesetzt werden, die andere Unternehmen bereits patentiert haben. In der aktuellen Debatte dreht es sich genau um diese patentierten Basis-Technologien, nicht um einen speziellen Impfstoff als Ganzes.
Bei der brisanten Debatte, ob der Patentschutz im Rahmen von Covid-19 ausgesetzt werden soll, um die Impfstoffproduktion anzukurbeln, prallen zwei Seiten aufeinander. Prinzipiell ist der Grundgedanke hinter der Debatte, dass durch das Aussetzen der Patente bzw. u.a. durch die Vergabe von Zwangslizenzen auch andere Unternehmen die Impfstoffe produzieren dürfen. Durch die erweiterte Produktion könnten einerseits Lieferengpässe behoben und andererseits ggf. auch die Preise etwas gesenkt werden.
Zu den Befürwortern gehören laut Medienberichten viele internationale Organisationen, wie z.B. die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die UN-Menschenrechtskommission und die UNESCO. Auf der Gegenseite stehen die Pharmaunternehmen sowie der Großteil der Industrieländer.
Welchen Lauf die Debatte nimmt und zu welchem Ergebnis sie führt, kann momentan noch nicht abgesehen werden. Im März könnte bereits eine Entscheidung fallen, wenn die WTO-Mitglieder das nächste Mal zusammen kommen. Wir halten Sie auf dem aktuellen Stand.